Ansteuerung von Transvertern
mit dem Icom IC-705
Bei Transvertern
für die Gigahertz-Bänder stößt die Frequenzkonstanz an
Grenzen, sodass dort die Spektrumanzeige des Icom IC-705
zur Bandbeobachtung äußerst nützlich ist. Die vorgestellte
Lösung beschreibt eine elegante Erweiterung zum
Steuertransceiver – ohne Eingriff ins Gerät.

Die Transverter setzen Frequenzen im
Gigahertz-Bereich meist auf 144 MHz oder 432 MHz um. Wegen der
hohen Kabeldämpfung befindet sich der Transverter in Nähe der
Antenne. Neben einem Koaxialkabel vom Transceiver zum
Transverter wird ein PTT- Signal zum Umschalten von Empfang
auf Senden benötigt. Es ist üblich,
das als positives Gleichspannungssignal
gemeinsam mit dem HF-Signal über das Koaxialkabel zu
übertragen (Bild 2). Alle Mikrowellentransverter von DB6NT [1]
oder LZ5HP [2] verfügen über eine solche Umschaltmöglichkeit.
Am Steuersender macht sich hierfür eine kleine Änderung
erforderlich. Beim betagten Icom IC-202 ist lediglich ein
Widerstand einzulöten; beim Yaesu FT-817 sind die Zuleitung
zur Antennenbuchse aufzutrennen und ein Widerstand nebst
Kondensator einzufügen. Wer die Modifikation scheut, kann die
Steuerung beispielsweise mit einer Zusatzbox nach DF5SL
realisieren [3].

Vorteile des IC-705 als Steuertransceiver für Transverter
Im Mikrowellenbereich, wo die
Oszillatorfrequenzen enorm vervielfacht werden, ist die exakte
Frequenzeinstellung durch Drift und andere Abweichungen oft
problematisch. Vereinbarte Kontakte können scheitern, wenn
beide Stationen die Frequenz nicht genau treffen. Die
Spektrumskop-Anzeige des Icom IC-705 ist hierfür und für die
Bandbeobachtung von entscheidendem Vorteil. Für den Yaesu
FT-817 gibt es sogar Erweiterungen wie Sprach-Sendespeicher
(„Papagei“, FA-Bausatz BX-184) oder Dynamikkompressor
(FA-Bausatz BX- 817). Über derartige Funktionen verfügt der
IC-705 bereits von Haus aus. Darüber hinaus lässt sich ein
CQ-Ruf auch in CW direkt aus einem Speicher im TRX ausgeben.
Weiterhin benötigen Transverter eine Steuerleistung von
höchstens 0,5 W bis 2,5 W. Über das Menü Set → Function → Max
Tx Power lässt sich die maximale Leistung im IC-705
einstellen. Diese wird auch bei der Umstellung von
Akkumulatorbetrieb, z.B. 7,2 V, auf externe Stromversorgung,
wie 13,8 V, eingehalten. Am Power-Knopf des Transceivers ist
die Leistung bis zum eingestellten Grenzwert veränderbar.
Realisierung des Umbaus

Ein kurzer Blick ins Innere des Transceivers offenbarte: Es gibt mehrere Leiterplatten und Abschirmungen, die zu demontieren wären, um an die BNC-Buchse zu gelangen. Ohne Serviceunterlagen wollte ich aber das Gerät nicht zerlegen und einen Punkt finden, bei dem eine Gleichspannung beim Senden zugeschaltet wird. Um zudem die Gewährleistung nicht zu gefährden, habe ich mich für eine externe Lösung entschieden.
Lautsprechermikrofon HM-243
Für das Einspeisen des PTT-Signals muss man
auf die Mikrofonbuchse zurückgreifen. Der vierpolige
2,5-mm-Stecker des Mikrofons hat folgende Anschlussbelegung:
(1) Mikrofon und PTT (Spitze), (2) +3 V oder +8 V, (3)
Sondertasten und (4) GND. Bild 6 zeigt die Innenbeschaltung
des Mikrofons [4]. Die PTT-Taste schaltet auf der
Mikrofonleitung einen 33-kΩ-Widerstand gegen Masse. Damit geht
der Transceiver auf Senden. Der Widerstandswert ist
unkritisch, selbst 100 kΩ genügten bei mir. Die vier
Sondertasten werden über die vorgeschalteten Widerstände
erkannt, sind aber für unsere Anwendung ohne Belang. Der
3,5-mm-Stecker entspricht üblichen Kopfhörern. Im Menü des TRX
ist die Buchse konfigurierbar für 8-Ω-Lautsprecher oder
Stereo- bzw. Mono-Kopfhörer.
Elektrische Realisierung

Die Schaltung gemäß Bild 3 besteht aus einem HF-, einem NF- und einem Steuerungsteil. Von X1 wird das HF-Signal über einen Kondensator entkoppelt und mit dem PTT-Signal über R5 zu X2 geleitet. Ich stellte mir die Frage, ob die Modifikation des HF-Zweigs zu einer Verschlechterung der SWV-Anzeige, insbesondere im KW-Bereich, führt. An der BNC-Buchse des Transceivers schloss ich einen BNC T-Adapter mit zwei Abschlusswiderständen an. Zwei parallel geschaltete 250-Ω- Widerstände entsprechen s = 2. Weder bei den KW- noch VHF-/UHF-Bändern wird ein exakter Wert angezeigt. Die notwendige Versorgungsspannung entstammt der Mikrofonbuchse des TRX. Das Originalmikrofon benötigt zur Speisung 3 V. Die Spannung an Anschluss 2 der Mikrofonbuchse lässt sich im Menü auf 8 V umstellen. An X4 kommt ein Elektretmikrofon, wie es bei den meisten Kopfhörergarnituren Verwendung findet. Diese Mikrofone benötigen zum Betrieb eine Phantomspeisung, die hier mit den +8 V über R7 realisiert wird. R6 und C5 (≥22 μF) dienen zur Glättung der Speisespannung. Hinter dem Entkopplungskondensator C4 erzeugen R4 und der N-Kanal MOSFET VT2 als Schalter das PTT-Signal. Geht X7 über die PTT- oder Fußtaste auf Masse, schaltet der P-Kanal-MOSFET VT1 durch und die +8 V liegen an R5 und dem Gate von VT2 an. Zwischen X5 und X6 verläuft das Lautsprechsignal ohne weitere Eingriffe weiter.
Mechanische Realisierung
Auf der linken Seite des TRX befinden sich die BNC-Buchse, die Buchsen für Kopfhörer und Mikrofon sowie eine Masseschraube.

Neues Lautsprechermikrofon
Entweder man nutzt den Transceiver mit einer Sprechgarnitur mit 2 × 3,5-mm-Steckern und einer Fußtaste oder verwendet ein Lautsprechermikrofon. Diese sind für wenige Euro zu bekommen. In Bild 1 ist ein Mikrofon

Fazit
Die kleine Box erweitert den Icom IC-705, ohne dass um den Transceiver diverse Zusätze „herumbaumeln“. Da kein Eingriff in das Gerät erfolgt, ist ein sauberer Rückbau durch Lösen der Masseschraube jederzeit möglich.

Literatur und Bezugsquellen
[1] https://www.kuhne-electronic.de
[2] http://www.sg-lab.com/amateur.html
[3] https://bergtag.de/technik_27.html
[4] https://groups.io/g/RSGB-Workshop/topic/ic_705_mic_interface/77385619
Veröffentlicht im Funkamateur 2021 Heft 2 Seite 112
Steffen Braun
Crostauer Weg 34
01324 Dresden